Inkl. Fugazi-Cover (Cassavetes)!
Der Name Menotti HiFi ist eine Verneigung vor zwei Großen ihres jeweiligen Genres. César
Luis Menotti als argentinischer Nationaltrainer der 70er Jahre steht für einen Fußball, bei
dem es nicht nur um Sieg und Niederlage ging, sondern um das schöne Spiel, um eine be-
stimmte Ästhetik. King Tubby wiederum revolutionierte im selben Jahrzehnt den Dub als
Version des Reggae. Sein Soundsystem Tubby’s Hometown HiFi steuerte den zweiten Teil
des Namens bei.
Die Liebe zum Fußball – ob als Spieler, Fan oder Beobachter verbindet Gudze, Arne und
Thomas von Menotti HiFi. Die Begeisterung für jamaikanische Musik und besonders für den
Dub vereint sie musikalisch. Und auch hier wird das Mischpult zum Instrument. Allerdings
entsteht nicht wie im ursprünglichen Dubbing der 70er Jahre erst ein Song und anschließend
eine Dubversion. Bei Menotti HiFi wird es „Zerbröseln“ genannt, wenn ein Song, der für an-
dere bereits fertig wäre, auf vielen Ebenen weiter wächst.
Proberaum, Bühne und Studio teilen die drei sich seit zwanzig Jahren. Bei The Senior Allstars
war Gudze als Bassist der H-Blockx immer „der Neue“ – Quereinsteiger in die Band und in
die jamaikanisch inspirierte Musik. Bei Menotti HiFi sind die drei vom ersten Tag an als Trio
aktiv – angetreten zwar ohne vorher abgestecktes Konzept, aber mit der Idee, etwas Neues,
Anderes, Offeneres zu machen. Keine Dogmen, keine Klischees. Und so entwickelten sich
Style und Sound über fast drei Jahre in Studio und Proberaum zu dem, was sie heute sind –
im Ausprobieren, sich Bälle zuspielen, sich etwas Trauen. Die oft zitierte Magie des Trios
spielte bei der Entstehung, Entwicklung und Umsetzung der Songs eine wichtige Rolle. Im
Dreieck kann jeder jeden anschauen und interagieren.
Der Albumtitel „Yksi“ steht im Finnischen für die Zahl Eins: die erste Komposition der Band
und gleichzeitig Namensgeber des im Mai erschienenen Debutalbums.
Im instrumentalen Titelsong werden die drei Münsteraner vom amerikanischen Trompeter
Rolf Langsjoen verstärkt, dessen Spiel die entspannt-lässige Atmosphäre des Songs unter-
streicht. Trompete und Dub-Effekte verschmelzen auf organische Art und Weise.
„Bite The Bullet“ – die von Malena vorgetragene Zeile bildet den wiederkehrenden Fixpunkt
des ansonsten instrumentalen Songs. Musikalisch bewegen sich Menotti HiFi irgendwo zwi-
schen Dub, Reggae und der Soundästhetik der für sie prägenden Beastie-Boys-Klassiker
„Check Your Head“ und „Ill Communication“.
„Plan B, workin’ on a new Plan B“ – der Refrain des ansonsten instrumentalen Tracks ist
gleichzeitig Motto des neuen Projekts. Der Song liefert eine entspannte und doch knackige
Dub-Reggae-Atmosphäre.
„Red Phone“ hat Ohrwurmqualitäten und verbindet Dub und Reggae mit scheppernden Be-
cken, einer schrägen Orgelmelodie und dem immer wiederkehrenden Ausruf: „Come on,
come on, call me on my red phone!“
Die Mehrzahl der Stücke auf „Yksi“ sind Eigenkompositionen. Neben Wayne Shorter
(„Mahjong“), John Coltrane („Tunji“) und McCoy Tyner („Contemporary Focus“) wird aber
sogar Fugazi interpretiert: „Cassavetes“ ist Menotti HiFi’s Coverversion eines Songs vom le-
gendären Album „In On The Killtaker“ – eine genrefremde, aber bewusst gewählte Vorlage,
bei der Gasttrompeter Rolf Langsjoen kurzerhand zum Sänger gemacht wurde.
Ist das noch Reggae? Da dürfen die Puristen und Klischeeliebhaber gerne mit dem Kopf
schütteln. Und Menotti HiFi ist sicherlich auch kein reiner „Dub Act“. Sie klingen, als würden
die Beastie Boys ein Instrumental-Album in Lee Perry’s Black Ark Studio aufnehmen. Beasty
Dub!